Schneeballsystem

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Als (illegales) Schneeballsystem oder Pyramidensystem werden Geschäftsmodelle bezeichnet, die zum Funktionieren eine ständig wachsende Zahl Teilnehmer benötigen. Gewinne für Teilnehmer entstehen beinahe ausschließlich dadurch, dass neue Teilnehmer in den Systemen mitwirken und Geld investieren. In den meisten Ländern sind diese Systeme mittlerweile verboten.

In Modellen wie Herz- oder Schenkkreisen, auch in Abgrenzung zu Pyramidensystemen als Schneeballsysteme bezeichnet, ist die fehlende Nachhaltigkeit des Modells sehr offen. Es werden keine tatsächlich werthaltigen Produkte oder Dienstleistungen angeboten. Neue Teilnehmer müssen eine Beitrittsgebühr an denjenigen zahlen, der sie für den Herzkreis geworben hat. Diesen Betrag behält der Werber zu einem je nach Modell unterschiedlichen Anteil

Gut durchdachte Schneeballsysteme wachsen eher langsam und kollabieren entweder durch staatlichen Eingriff oder an verbreitetem Erkenntnisgewinn bei den potenziellen Neukunden. Schneeballsysteme sind in der Regel leicht zu erkennen, so dass Neukunden gewarnt werden können. Es wird im Laufe der Zeit immer schwieriger, neue Mitglieder anzuwerben, die auf das System hereinfallen. Allmählich steigt der Anteil der Mitglieder, die ihre Investition nicht mehr amortisieren können. Das System kollabiert, wenn auch die zuvor erfolgreichen Mitglieder aufgeben und das System wechseln.

Bei einem Schneeballsystem steht regelmäßig die Verdienstmöglichkeit für die Anwerbung von Neukunden im Vordergrund. Dies zeigt sich bereits bei der Ansprache: Bei Schneeballsystemen wird mit Verdienstmöglichkeiten statt mit Konsumprodukten geworben.

Schneeballsysteme und Tauschringe

Manche Tauschringe achten sehr auf die Nachhaltigkeit ihres Tuns. Alle Mitglieder setzen sich gemeinsam für den Erhalt ihres Tauschrings ein und achten auf den langfristigen Ausgleich aller Verpflichtungen. Es gibt bewährte Anleitungen, wie ein Tauschring nachhaltig konstruiert werden kann, wie etwa Michael Lintons Empfehlungen für einen LETS.

In der deutschen Tauschringszene gibt es aber auch Tauschringe, die etwa durch Überschuldung des Verwaltungskontos oder Verzicht auf Transparenz "zu einem Schneeballsystem mutieren"[1]:

  • Die Verluste durch austretende Mitglieder und überhöhte Entlohnung der Mitarbeiter müssen durch neue Mitglieder ausgeglichen werden, damit der Tauschring nicht zusammenbricht.[2] Bei Schwundgeld- und Regiogeld ist der Zusammenhang ebenfalls bekannt.[3][4]
  • Neue Mitglieder können nur gewonnen werden, wenn sie entweder wegen mangelnder Transparenz nicht um den Zustand des Tauschrings wissen oder wenn sie mangels Vorwissen die Situation eines Tauschrings nicht angemessen einschätzen können. Der Tauschring ist also auf unwissende Neumitglieder angewiesen, um zu überleben.
  • Bei der Ansprache neuer Mitglieder wird betont, welchen Nutzen sie aus dem Tauschring erhalten können. Neue Mitglieder würden nicht beitreten, wenn sie die Verpflichtungen angemessen einschätzen könnten.
  • Solche Tauschringe funktionieren nur durch Selbstausbeutung einzelner (vor allem neuer) Mitglieder, die sehr viel mehr Arbeit investieren, als sie durch andere Mitglieder je zurück erhalten können.

Im Gegensatz zu anderen Schneeballsystemen hängt der Verlust bei Tauschringen nicht von der Dauer der Mitgliedschaft ab. Wenn ein neues Mitglied gleich nach seinem Eintritt den verfügbaren Kreditrahmen (Limit) ausnutzt und bis zu seinem Austritt nichts zurück gibt, hat es von den Leistungen der anderen Mitgliedern einseitig profitiert.

Die Opfer im System Tauschring sind die Mitglieder, die einseitig in Vorleistung gegangen sind (hohe Pluskonten) und für ihre investierte Zeit und Arbeit keine Gegenleistung mehr erhalten, sobald alle leistungswilligen Mitglieder den Tauschring verlassen haben und keine neuen mehr angeworben werden können.

Einzelnachweise

  1. Michael Wünstel: Das Tauschmittel der Zukunft - Vernetzung als Chance. Vortrag 9.9.2009, Regiotauschnetz e.V. (online)
  2. Der Neuwieder Tauschring legt großen Wert auf die Honorierung von Mitarbeitern und fragt: "Wieviele Helfer können honoriert werden? ... Das ist eine entscheidende Frage. Im Moment ist unser Gemeinschaftskonto sehr gut gefüllt, doch mittelfristig ist die Zahl der möglichen Honorierungen abhängig von der Zahl der Neuanmeldungen im Monat, bzw. von dem Umsatz der einzelnen Teilnehmer, über den ein Betrag zurück ins Gemeinschaftskonto fließt. Oder dass wir andere Möglichkeiten finden, einen geschlossenen Kreislauf herzustellen, so dass wir kein Schneeballsystem sind, das nur läuft, wenn sich immer neue Teilnehmer anmelden..." : Quelle: Gemeinnützig aktiv. Warum Honorierung gemeinnütziger Tätigkeiten? (online)
  3. "Hier sollte man nicht vergessen, dass wie bei jedem Schneeballsystem auch hier der Letzte in der Reihe die Rechnung zahlt!" Quelle: Regionalwährungen in Deutschland – Lokale Konkurrenz für den Euro? Deutsche Bundesbank. Diskussionspapier Reihe 1: Volkswirtschaftliche Studien Nr. 43/2006, S. (online)
  4. Winrich Prenk, der das Regiogeld-Projekt Justus leitete, fasst seine Erfahrungen so zusammen: "[In Wirklichkeit] kosten alle Regios ein Schweinegeld". Quelle: Nils Klawitter: Bunte Blüten. in: Der Spiegel 10/2007, S. 84 (online)

Weblinks