Harr/Kennzahlen
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Beispiele
Beispiele real existierender Tauschringe, anonymisiert und leicht verfremdet.
Tauschring A (überschuldet)
Klassischer Fall eines Tauschrings, wo es genug Mitglieder mit Guthaben gibt und deren durchschnittliches Guthaben nennenswert ist, aber es zu wenig Schuldner gibt, die eine moralische Verpflichtung haben, VE zu erarbeiten.
Verteilung der Kontostände:
- Maximum: +1745 VE - Median: +40 VE - Durchschnitt: +99 VE - Minimum: -848 VE
- Anzahl Mitglieder über Pluslimit: 3 - unter Minuslimit: 6
Mitgliederkonten | Gemeinschaftskonten | |
---|---|---|
Guthaben |
71 Mitglieder +21267 VE insgesamt = +299 je Guthabender |
133 Mitglieder +704 VE insgesamt = +5 je Mitglied |
Schulden |
59 Mitglieder -8143 VE insgesamt = -138 je Schuldner |
133 Mitglieder -13124 VE insgesamt = -103 je Mitglied |
Zum Vergleich, wie die Verteilung der Kontostände nach Umlage der Gemeinschaftskonten auf alle Mitglieder aussähe. Mathematisch entspricht das einer Nullpunktverschiebung der Kontostandverteilung um 99 VE, also den Durchschnittswert aller Mitgliederkonten:
- Maximum: +1646 VE - Median: -59 VE - Durchschnitt: 0 VE - Minimum: -947 VE
- Anzahl Mitglieder über Pluslimit: 3 - unter Minuslimit: 14
Mitgliederkonten | Gemeinschaftskonten | |
---|---|---|
Guthaben |
49 Mitglieder +15146 VE insgesamt = +309 je Guthabender |
133 Mitglieder 0 VE insgesamt = 0 je Mitglied |
Schulden |
83 Mitglieder -15146 VE insgesamt = -182 je Schuldner |
133 Mitglieder 0 VE insgesamt = 0 je Mitglied |
Interpretation: Wer hätte an so einer Umlage ein Interesse? Nur die Mitglieder, die ihr hohes Guthaben endlich ausgeben können. Alle anderen nicht. Also wird die Mehrheit der Umlage kaum zustimmen, vor allem nicht die 22 Leute, die vor der Umlage Guthaben hatten und danach plötzlich Schulden. Was bleibt also den Leuten mit hohen Guthaben übrig? Egoistisch ihr Guthaben möglichst schnell ausgeben ("Flucht in Sachwerte") oder sich für den Erhalt des Tauschrings aktiv engagieren. In letzterem Fall stehen sie aber vor der Frage, ob sich weiteres Engagement überhaupt noch rechnet. Ihr Guthaben haben sie durch Leistung erworben. Sollen sie jetzt noch mehr Arbeit investieren oder ihre Verluste abschreiben? Für Mitglieder mit Minuskonten ist ein zusätzliches Engagement im Tauschring wirtschaftlich auch nicht sinnvoll. Sie haben ja bereits konkrete Leistungen erhalten. Wenn sie sich für den Tauschring engagieren würden, müssten sie ihre Schulden trotzdem zurück zahlen. Alternativ könnten sie sich Tätigkeiten für den Tauschring aus dem Gemeinschaftskonten vergüten lassen. Dann käme aber bald der Punkt, wo alle Mitglieder positive Konten haben.
Das Beispiel zeigt, wie sich mit einfachsten Kennzahlen aus relativ wenig Daten (hier nur die Verteilung der Kontostände an einem Stichtag) die Situation in einem Tauschring aussagekräftig beschreiben lässt. Nähme man dazu noch die entsprechenden Zahlen aus den Vorjahren dazu, ließe sich eine Entwicklung beobachten. Nähme man auch noch Umsatzzahlen hinzu (die relativ aufwändig zu berechnen sind), ließe sich herausfinden, wer den Tauschring am intensivsten nutzt und damit das größte wirtschaftliche Interesse an der Existenz des Tauschrings hat, selbst wenn es sich im aktuellen Kontostand nicht spiegelt.