Bundesarbeitsgemeinschaft der Tauschsysteme (BAG)

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Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Tauschsysteme (BAG) bzw. Arbeitsgemeinschaft bundesdeutsche Tauschsysteme (auch: AG Tausch) bestand von 1998 bis 2000 als Interessenvertretungs- und Vernetzungsinitiative der deutschen Tauschringe.[1] Sie war "ein überregionaler Zusammenschluß von Menschen, die in der Tauschbewegung aktiv sind. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Tauschidee auf allen Ebenen zu fördern und dazu beizutragen, daß sie als notwendige Kraft in einem gesamtgesellschaftlichen Veränderungsprozeß wahrgenommen und entwickelt wird."[2][3]

Geschichte

Die damalige Initiative für bundesweite politische Lobbyarbeit scheint vor allem zwei Wurzeln zu haben. Die Berliner Tauschringe hatten 1997(?) bereits einen gemeinsamen "Ziel- und Forderungskatalog" erstellt.[4] Klaus Reichenbach von der Zeitbörse Kassel sah nach eigenem Bekunden "noch einige Möglichkeiten, auf die immer schneller voranschreitende politische Entwicklung entscheidenden Einfluß zu nehmen." Dazu habe die Zeitbörse Kassel "einige Möglichkeiten eröffnet, und zwar auf kommunal-politischer Ebene, als auch auf Landes- bzw. Bundesebene." "Dies alles" habe er "auch immer versucht, so es die Zeit zuließ, mit einigen Aktiven aus anderen Tauschringen abzustimmen."[5]

Zusammenkunft

Bei einer Tauschring-Tagung in Freudenstadt im Februar 1998 wurden Klaus Reichenbach (Zeitbörse Kassel), Stefan Purwin (Kreuzberger Tauschring) und Angelika Kell (Batzen-Tauschring Leipzig e.V.) von den Anwesenden mit den Vorbereitungen für eine "Vernetzungsdiskussion" beim Bundestreffen 1998 in München beauftragt.

Kurz darauf trafen sich die drei mit Klara Brendle (Kreuzberger Tauschring) und Klaus Kiene (Tauschring Bielefeld) zu einem Arbeitstreffen[6] am 16. März 1998 in Berlin, wo sie einen Entwurf für "Netzwerk (lokaler) Tauschringinitiativen Deutschlands" kurz: "Tauschnetz (e.V.)" entwickelten. Dessen Ziele waren "Stärkung und Erhalt lokaler Strukturen" durch

  • lokale Wirtschaftsförderung
    • Entwicklung nachhaltigen Wirtschaftens
    • Unterstützung und Aufnahme von Unternehmen, die soziale, nachhaltige, ökologische und lokal-ökonomische Entwicklung fördern
    • keine Substitution von bezahler Arbeit durch Tauscharbeit
    • bedürfnisorientiert statt angebotsorientiert (nicht der Markt bestimmt, sondern die Menschen)
  • soziale und gesellschaftliche Entwicklung

Gründung und Arbeit

Beim Bundestreffen 1998 in München wurde die "Arbeitsgemeinschaft Bundesdeutsche Tauschsysteme" gegründet.[7] Sie erarbeitete "Gesellschaftspolitische und ökonomische Anliegen und Wirkungen der deutschen Tauschsysteme" erarbeitet und vorgestellt.

Im Sommer 1998 wurden "Wahlprüfsteine"[8] zu den Themen Verfügbarkeitsregelung, Sozialleistungen, Steuern aufgestellt, verschickt und ausgewertet. Im Herbst/Winter 1998 arbeitete die AG an ihrem Selbstverständnis und gab sich einige vorläufige Grundsätze, um Formalien zu regeln.[9]

Im September 1999 beim 5. Bundestreffen in Rostock stellte die Arbeitsgemeinschaft ein Positionspapier für die Tauschsysteme vor.

Das letzte Treffen der BAG fand Juni 2000 in Nürnberg statt.[10][11]

Nachklang

Klaus Reichenbach fasst im September 2000 die Ziele der BAG beim Bundestreffen in Karlsruhe so zusammen:[3]

  • Integrativ wirken und ein Forum sein für den Ideenaustausch zwischen Tauschsystemen aus dem In- und Ausland.
  • Die inhaltliche Arbeit zwischen den Bundestreffen fortführen und Erfahrungen aus den bisherigen weitergeben.
  • Sich um tauschsystemübergreifende Aufgaben kümmern. Hierzu gehören z.B. Steuer- und Rechtsfragen, die Einbeziehung von Gewerbe, Beschäftigung von ABM-Kräften, Vor- und Nachteile von Vereinsgründungen.
  • Bildungsarbeit leisten - z.B. in Form von Seminarangeboten, aber auch das "empowerment" der Einzelnen in den Tauschsystemen unterstützen, durch "LETS-bzw. Tauschsystem-Akademien", Weiterbildung durch Zukunftswerkstätten oder ganz neue Möglichkeiten.
  • Tauschsysteme in die kommunalen Zusammenhänge und Gemeinwesenarbeit integrieren.
  • Mit anderen gesellschaftlichen Gruppierungen und Institutionen Lösungen und Strategien - auch auf der politischen Ebene - entwickeln, die die Defizite in unserer Gesellschaft abbauen oder vermeiden helfen.
  • Die öffentliche Präsenz der Tauschsysteme stärken

Nach Darstellung von Klaus Reichenbach setzte sich die BAG ein:[3]

  • für eine Neubewertung von Arbeit
  • für ein menschengerechtes lokales und soziales Wirtschaften
  • für neue Formen des Gebens und Nehmens
  • für mehr Solidarität in unserer Gesellschaft
  • für Nachhaltigkeit in allen Lebenszusammenhängen
  • für neue Konsummuster und Lebensstile
  • für eine natürliche kulturelle Vielfalt
  • für die bewußte und gegenseitige Förderung individueller Fähigkeiten und Talente

Mitglieder

Ehemalige Mitglieder der BAG:[12][13][3][14][15]

Einzelbelege

  1. Handbuch der Tauschsysteme
  2. Reader zum Bundestreffen der Tauschsysteme 2000
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Dokumentation des Bundestreffens der Tauschsysteme 2000 S. 52ff.
  4. Stefan Purwin: Gemeinsame Ziele für gemeinsame Lobbyarbeit. in: TSN Nr. 1, 1998, S. 19-22
  5. Klaus Reichenbach: Netzwerk Tauschringe - Warum? in: TSN Nr. 1, 1998, S. 23-24
  6. Klaus Kleffmann: Bericht vom Arbeitstreffen in Berlin in: TSN Nr. 1, 1998, S. 17-18
  7. Quelle?
  8. vgl. TSN Nr. 2, 1998, S. 12-19
  9. Quelle?
  10. Elisabeth Hollerbach: Die BAG ist tot, es lebe die BAG - oder was? (Teil 1) in: TSN Nr. 12, 2000, S. 9-11
  11. Elisabeth Hollerbach: Die BAG ist tot, es lebe die BAG - oder was? (Teil 2) in: TSN Nr. 13, 2000, S. 16-17
  12. Dokumentation des BT 1998, S. 57
  13. Portraits der Mitglieder des AK TR im Dialog auf tauschringe.org, Stand 2007
  14. Kreuzberger Tauschring und Netzwerk Selbsthilfe e.V. (Hrsg.): Ohne Moos geht's los. Tauschringe in Deutschland. 1998. Online (Stand Sept. 1998)
  15. Immer aktuell. Kontakte, Informationen, Arbeitsteilung überregionaler Aufgaben. in: TSN Nr. 12, 2000, S. 55

Weblinks